„Keine Kundin möchte einem Roboter ihr Leben erzählen“

Wer sich heute für einen Beruf entscheidet, weiß vor dem Hintergrund des raschen technologischen Wandels und weltweiter Krisen oft nicht, wie er in Zukunft aussehen oder wie lange es ihn überhaupt noch geben wird. Lebenslanges Lernen ist daher ein wichtiges Thema, außerdem stehen Arbeitszeiten und oft auch Arbeitsorte zur Diskussion. In der Jugendwerkstatt, die das ipcenter im Auftrag von AMS Wien und waff gemeinsam mit dem BFI Wien betreibt, haben Jugendliche die Möglichkeit, in verschiedene Lehrberufe hineinzuschnuppern, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden. Wir haben drei von ihnen gefragt, wie sie ihre berufliche Zukunft sehen und was ihnen in Bezug auf den Job wichtig ist. 

 

Emil Malcevska, 17 Jahre 

Emil Malcevska, ein Teilnehmender der Jugendwerkstatt im ipcenter.

„Hier in der Jugendwerkstatt habe ich schon zwei Bereiche kennengelernt: erst Handel und E-Commerce, jetzt Mediendesign. Beides gefällt mir gut, aber Handel und E-Commerce gefällt mir noch besser. Wir haben zum Beispiel gelernt, wie der Kaffee aus Südamerika zum Ströck kommt, welche Tricks beim Verkauf angewendet werden oder wie Webshops funktionieren und erstellt werden. 

Der letzte Bereich interessiert mich ganz besonders: Ich möchte gern Webshops für Firmen erstellen. Wenn ich genügend Berufserfahrung gesammelt habe, würde ich gern meinen Meister als E-Commerce-Manager machen und dann selbstständig arbeiten. Sorgen um die Zukunft muss ich mir dann nicht machen, denn wie wir gelernt haben, werden Online-Shops immer beliebter. Und auch im Verkauf sind Menschen letztlich unersetzlich, denn kein Roboter kann Gefühle verstehen. Das muss man aber, wenn man mit Kunden zu tun hat, denn wenn jemand zum Beispiel Stress hat und daher ungeduldig ist, sollte man schnell zum Punkt kommen. Ich kann mich gut an Personen anpassen, bin sehr geduldig, genau und pünktlich.  

Ich kann mir gut vorstellen, mich zunächst einmal ganz aufs Berufsleben zu konzentrieren und auch später in Vollzeit zu arbeiten. Einen Traum habe ich aber schon: Ich würde gern einmal für ein Jahr in die USA gehen.“   

 

Diana Dilara Rosinka, 17 Jahre 

Diana Dilara Rosinka, eine Teilnehmende der Jugendwerkstatt im ipcenter.

„Wenn es einen freien Platz gibt, würde ich gern hier im ipcenter eine überbetriebliche Lehrausbildung zur Friseurin und Stylistin machen. An diesem Beruf gefällt mir, dass man so kreativ sein kann, zum Beispiel auch Frisuren ausprobieren kann, die man bei sich selbst nicht machen kann. Außerdem bin ich sehr kommunikativ und rede gern mit Menschen, was in diesem Beruf auch wichtig ist. Das ist auch etwas, was sich durch den technologischen Fortschritt sicher nicht ersetzen lässt: Keine Kundin möchte einem Roboter ihr Leben erzählen. 

Eine Freundin meiner Mutter ist auch Friseurin und hat mir schon viel gezeigt, so dass ich schon jetzt gut Haare waschen, Locken föhnen und Hochsteckfrisuren machen kann, aber ich möchte das Handwerk gern von Grund auf lernen. Wenn ich die Lehre abgeschlossen und ein paar Jahre im Beruf gearbeitet habe, möchte ich vielleicht die Meisterprüfung machen und ein eigenes Geschäft eröffnen.  

Von einem Beruf erwarte ich, dass ich Spaß an der Arbeit habe. Ich kann mir gut vorstellen, auch in 30 Jahren noch als Friseurin zu arbeiten. Es wäre aber toll, wenn ich zwischendurch auch einmal für ein paar Monate im Ausland tätig sein könnte, zum Beispiel möchte ich schon lange einmal mal nach Südkorea.“

 

Deniz Gür, 18 Jahre 

Deniz Gür, ein Teilnehmender der Jugendwerkstatt im ipcenter.

„Ich habe war hier schon in den Bereichen IT-Betriebstechnik und IT-Coding und sehe in der Informationstechnologie auch mein künftiges Berufsfeld. Man sitzt nicht den ganzen Tag im Büro, sondern arbeitet viel mit anderen zusammen. Weil sich die Technologie schnell weiterentwickelt, entwickelt man sich in diesem Berufsfeld auch selbst ständig weiter. Außerdem finde ich es gut, wenn ich den Beruf auch privat nutzen kann, indem ich zum Beispiel in meiner Familie Ansprechpartner für technische Probleme bin. Ich bringe analytisches Denken und Geduld mit, was wichtig ist, da sich vieles nicht auf Anhieb lösen lässt. 

Ich würde die Ausbildung gern bei einer österreichischen Firma machen, um die heimische Wirtschaft zu unterstützen. Während der Lehrzeit möchte ich gern die Matura machen, um im Anschluss auch studieren zu können, gern natürlich Informatik, vielleicht aber auch Politik. Oder ich mache die Meisterprüfung und mich dann selbstständig, da ich – was das Geld betrifft – lieber für mich selbst arbeite als für andere. Am wichtigsten ist es allerdings, Spaß und Interesse an der Arbeit zu haben.  

Was die Arbeitszeit betrifft, gefällt mir die Idee einer 4-Tage-Woche. Klar ist aber auch, dass ich viel arbeiten möchte, um etwas aufzubauen und im Anschluss das Leben genießen zu können.  

Tätigkeiten im IT-Bereich sind zukunftssicher, denn dieser Bereich wächst und auch hier werden sich Menschen nicht ganz ersetzen lassen. Im Coding vielleicht schon, aber beim Verlegen von Kabeln eher nicht. Die Künstliche Intelligenz ist momentan noch ein Freund, der viel hilft, kann aber in Zukunft auch immer mehr zum Konkurrenten werden. Trotzdem wird das Alte nie ganz verlorengehen. Es gibt ja zum Beispiel auch jetzt immer noch Menschen, die Briefe verschicken, obwohl es mittlerweile viele andere Möglichkeiten gibt, Textnachrichten zu übermitteln.“