Film ab: ipcenter als Reality-TV
„Lieblingsstücke“ heißt eine Ausstellung im ipcenter, die die Arbeiten der Medienlehrlinge ab 15. Juni 2023 ins Licht der Öffentlichkeit rückt. Es sind besondere Fotos und Zeichnungen, aber auch kurze Videos und komplexe Filmproduktionen, die die Jugendlichen vor oder während ihrer überbetrieblichen Ausbildung zum/zur Medienfachmann/-frau (m/w/x) im ipcenter angefertigt haben. Ein paar von ihnen stellen wir beispielhaft vor.
Einen sehr humorvollen Blick hinter die Kulissen des ipcenters wirft „The center“, ein rund 20-minütiger Film, der nach dem Vorbild der US-amerikanischen Comedyserie „The office“ in der Breitenfurter Straße 111-113 gedreht wurde. Er überzeugt durch seine überaus professionelle Produktion: In nur einer Mittagspause im November 2022 hat eine Gruppe der Medienlehrlinge die Idee fixiert, Drehbuchautoren definiert und die Rollen verteilt. „Die Gruppe hat eine komplette Filmproduktion simuliert. Sie hat sogar einen Vertrag über alle Posten abgeschlossen und den Abgabetermin auf den Punkt genau eingehalten. Das ist nicht selbstverständlich“, erzählt ihre Trainerin Elena Karloff. „Und ich musste den Vertrag unterschreiben“, ergänzt Teamleiterin Inga Melzer in ihrer Funktion als „Production Manager“ lachend.
Eine professionelle und detaillierte Vorbereitung sei das A und O, meint Medienlehrling Dominik Scholler, der Hauptdarsteller, Drehbuchautor, Director of Photography, Production Designer, Kameramann und Regisseur in einer Person ist: „Je mehr Vorarbeit man leistet, desto unkomplizierter ist der Dreh. Ich beschäftige mich privat viel mit dem Thema Film, weil ich das später auch beruflich einmal machen möchte. Und ich hatte schon lange die Idee, eine Reality-TV-Version vom ipcenter zu drehen.“ Weil er und seine Kolleg:innen „The office“ mögen, kam ihnen die Idee, einen Pilotfilm im Stil dieser Serie zu machen. Entstanden ist eine sogenannte Mockumentary, also ein fiktionaler Dokumentarfilm, über den „skurrilen Arbeitsalltag im ipcenter“.
„The center“ ist von Anfang bis Ende eine Gruppenarbeit: „Wir haben alle unsere Felder, in denen wir gut sind“, meint Dominik. Dieses Spezialwissen sei während des Projekts an die anderen weitergegeben worden. Bei Mousa Hardawa etwa, der auch privat Musik macht, war klar, dass er der Richtige für den Bereich „Audio & Sound Production“ ist – und tatsächlich hat er mit dem Titelsong einen wahren Ohrwurm geschaffen. „In so einem Projekt lernt man, dass man auch mit einem begrenzten Equipment, in dem es zum Beispiel keine Kamera-Kräne gibt, gut umgehen kann“, meint Dominik.
Das Drehbuch hat er gemeinsam mit Aydin Sehovic und Trung Ngyuen verfasst: „Wir haben gebrainstormt, eine grobe Idee gefunden und jeder hat ein bisschen etwas geschrieben.“ Dabei sollten sich die Darsteller:innen zwar am Text orientieren, mussten ihn aber nicht eins zu eins wiedergeben, sondern konnten auch improvisieren. So sind auch ganze Szenen erst am Set entstanden und/oder wurden in der Postproduction anders verwendet als gedacht. Gedreht wurde genregerecht zumeist mit einer wackeligen Handkamera, damit die Szenen spontan und quasi dokumentarisch wirken.
„In die Dialoge ist ganz viel von der Persönlichkeit der Medienlehrlinge hineingeflossen“, meint Teamleiterin Inga Melzer: „Die Charaktere spiegeln sich in den Rollen sehr gut wider.“ Wie jemand spricht und reagiert, wussten die drei Autoren deshalb so gut, weil sich die Gruppe bei Beginn der Produktion bereits zwei Jahre kannte. Das Genre, der Stil und die Musik sei zwar von „The office“ inspiriert worden, die Rollen sollten aber zu 100 Prozent ipcenter sein, sagt Dominik: „Es sind überspitzte Versionen von uns selbst, damit es möglichst lustig ist.“ Auch Trainerin Elena Karloff hat eine kleine Rolle im Film bekommen, für die sie ihren Text lernen musste. Unterstützt hat sie die Lehrlinge auch mit ihrem Wissen über Storyboards.
Den fertigen Pilotfilm lobt nicht nur sie. „Ich bin extrem zufrieden und stolz auf uns“, meint Dominik: „Es ist ein schöner Anfangsstein für unser erstes großes Filmprojekt.“ Dass es eine Fortsetzung geben wird, stehe bereits fest. „Momentan drehen wir Charakterclips mit den Hauptfiguren, weil wir wollen, dass sie sich weiterentwickeln und dass es nicht mit dieser einen Folge aufhört“, sagt Carlos Malko, der unter anderem als Darsteller, Director of Photography und Editor Assistant mitwirkt. Viel Zeit bleibe derzeit zwar nicht dafür, weil sich die Nachwuchsfilmemacher gerade auf ihre Lehrabschlussprüfung vorbereiten und gleichzeitig ein Praktikum machen, aber es solle trotzdem „in kleinen Schritten“ weitergehen. „Wir könnten und würden gern unbedingt mehr Folgen machen und glauben, dass das künftig auch schneller gehen wird, weil wir jetzt ja wissen, wie es geht“, bekräftigt Dominik. „Und wir funktionieren auch als Team gut.“
Dass es die Jugendlichen ernst meinen, zeigen sie unter anderem mit der Umbenennung ihres Youtube-Kanals von „The Center“ in „The Center Productions“, wo sich außer dem Pilotfilm noch andere Videos finden, zum Beispiel ein Blick hinter die Kulissen sowie ein so genannter Blooper mit all den Versprechern und Pannen, die sich während der Dreharbeiten in der Breitenfurter Straße 111-113 ereigneten. Und vielleicht bekommen die Medienlehrlinge nach vielen positiven Rückmeldungen aus ihrem Umfeld jetzt ja auch noch die Anerkennung von erfolgreichen Filmemachern wie Stefan Ruzowitzky: Der Regisseur sitzt in der Jury der Shortynale, eines Festivals für Kurzfilme der niederösterreichischen Stadt Klosterneuburg, bei dem die Lehrlinge vor kurzem ihren Erstlingsfilm eingereicht haben.
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