Deutsch lernen? Am liebsten wieder mit Herrn Ramin und Frau Tedi!
Wer eine Fremdsprache lernt, macht mit motivierten Lernbegleiter:innen schneller Fortschritte, wie Yeva Naumenko und Danylo Makhmudov bei einem Deutschkurs ipcenter erfuhren. Dank Ramin Hekmeti und Josefa Teodora Koleva bestanden sie die B1-Prüfung mit ausgezeichnetem Erfolg. Welches Erfolgsrezept haben die beiden Trainer:innen, die selbst mit einer anderen Muttersprache bzw. zweisprachig aufgewachsen sind?
Ramin spricht mit seinen Eltern Persisch. Er hat im Iran Allgemeine Linguistik studiert und ist nach dem Abschluss 2020 nach Österreich gekommen. Binnen zwei Jahren hat er Deutsch auf C1-Niveau gelernt. Seit 2022 arbeitet er als Trainer im ipcenter, derzeit unterrichtet er Jugendliche im Projekt #job.move. Josefa Teodora, die von allen kurz „Tedi“ genannt wird, hat eine bulgarische Mutter, die in ihrem Heimatland Deutsch studiert hat, so dass Tedi zweisprachig aufgewachsen ist. Sie selbst war auf einem Spracheninternat, hat dann auch Deutsch studiert und arbeitet seit 2017 als Prüferin und als Vertretungstrainerin im ipcenter: „Das lieb‘ ich, weil ich die Abwechslung brauche.“ Im Interview verraten die beiden Sprachprofis ihre Tricks für einen effizienten und spannenden Unterricht.
Deutsch einfach erklären
Ramin: Als „teacher assistant“ an der Uni habe ich meine Gabe entdeckt, komplizierte Sachen einfach zu erklären. Oft erzähle ich eine Geschichte, zum Beispiel, dass ein Subjekt der Täter einer Handlung, ein Prädikat die Handlung und ein Objekt der Empfänger der Handlung ist. 80 Prozent des Inhalts werden dabei über Körpersprache vermittelt.
Tedi: Sprache drückt Kommunikation und Aktion aus. Daher wird sie greifbarer, wenn der Unterricht nicht nur frontal, sondern auch in Partner- und Gruppenübungen stattfindet. Bei diesem „learning by doing“ werden zum Beispiel Plakate oder Präsentationen ausgearbeitet und Textzeilen aus Liedern sortiert.
Deutsch selbstkritisch lernen
Ramin: Eigentlich sind alle Sprachen einfach in dem Sinn, dass sie logisch funktionieren. Die einen lernen sie eher übers Hören, also akustisch, die anderen visuell. Wenn man in der Lage ist, sich selbst zu kritisieren und ein Feedback zu geben, wird man rasch Fortschritte machen.
Tedi: Dass ich zweisprachig aufgewachsen bin und meine bulgarische Mutter Deutschprofessorin war, war im Nachhinein mein Glück! Nach der Schule musste ich immer hardcore lernen, z. B. ein Substantiv im Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ nennen, und meine Mutter hat mich dabei immer angetrieben: „Schneller, schneller!“ Ich hab’s gehasst, aber jetzt bin ich ihr echt dankbar.
Das Eis brechen
Tedi: Als Vertretungstrainerin muss ich mich ständig auf neue Menschen einstellen. Wenn du in den
Kursraum kommst, kennst du die Leute nicht. Auch wenn ich nur einen einzigen Tag in dem Kurs bin, lerne ich in den ersten fünf Minuten alle Vornamen, nachdem ich gefragt habe, ob wir „du“ sagen wollen. Die Teilnehmenden freuen sich über eine persönliche Ansprache und die richtige Aussprache ihrer Namen.
Ramin: Am ersten Tag muss geklärt werden, wohin unsere Reise geht. Es ist wichtig, dass alle ein Ziel haben, das wir gemeinsam im Unterricht erreichen wollen. Diese Vision sollte immer im Auge behalten werden.
Den Unterricht flexibel planen
Ramin: Ich bin ein sehr strukturierter Mensch, aber ich gebe nicht alles vor, sondern wähle oft gemeinsam mit der Gruppe aus dem vorbereiteten Material etwas Passendes aus. Der Unterricht sollte wie eine Mischmaschsuppe sein: Es braucht Flexibilität, mit der man sich innerhalb eines vorgegebenen Rahmens bewegt.
Tedi: Nach vielen Jahren als Vertretungstrainerin habe ich ein Repertoire im Kopf, probiere aber auch gern Sachen aus, die mir spontan einfallen. Übungen wandle ich passend zur Gruppe ab und werde dabei auch gern kreativ, um nicht immer dieselben Fragen zu stellen. „War dein Chef streng?“ beleuchtet einmal einen anderen Aspekt des Themas Arbeit.
Disziplin und Motivation
Tedi: Ich lege viel Wert auf Pünktlichkeit und Disziplin. Da ich selbst hundert Prozent gebe, erwarte ich das auch von den Teilnehmenden. Im ersten Teil des Unterrichts geben wir Vollgas, da sind Konzentration und Mitarbeit obligatorisch. Allerdings ist auch klar, dass wir Anspruchsvolles nur vor der Pause machen. Danach gibt’s bei mir keine Grammatik mehr! Als Hausübung gebe ich gern Lesetexte auf, denn so kann man sich an die tägliche Lektüre zu Hause gewöhnen – zum Lernen gehört auch Selbstverantwortung.
Ramin: Die Kunst des Unterrichts ist es, eine gute Gruppenatmosphäre zu schaffen. Dafür darf man weder nur freundlich noch nur „Polizei“ sein, die Mischung macht’s.
Berührendes und Lustiges
Ramin: Neulich hat ein Teilnehmer gesagt, er müsse jetzt zum AMS gehen und dort sagen, dass er unbedingt wieder einen Kurs mit Herrn Ramin machen wolle. Am schönsten ist es für mich, wenn die Teilnehmenden nach dem Unterricht zu mir kommen und sagen: „Ich habe etwas gelernt. Danke!“ Das kann man mit Geld nicht aufwiegen.
Tedi: Berührende und lustige Momente gibt es viele beim Unterrichten. Bei einer Übung namens „Tasse der Kommunikation“ sollen die Teilnehmenden auf einem Blatt mit positiv besetzten Adjektiven den Charakter der anderen beschreiben. Auf meinem Papier hat ein Teilnehmer statt eines Adjektivs eine andere wertschätzende Äußerung geschrieben: „Ich liebe dich, Lehrerin!“
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