Auch Mülltrennung kann Bildung sein
Den Computer gebraucht kaufen, Bewegungsmelder in den Gängen installieren und Mitarbeiter:innen bei privaten Problemen zur Seite stehen – das sind drei Dinge, die scheinbar wenig miteinander zu tun haben. Und doch haben sie eines gemeinsam: Es sind Beispiele dafür, wie ein Unternehmen im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens gesellschaftliche Verantwortung übernehmen kann. Inwieweit „Corporate Social Responsibility“, kurz CSR, als strategisches Projekt bei ipcenter entwickelt werden kann, ist seit Anfang 2024 Aufgabe von Michaela Mauer und ihrem Team. Im Gespräch erläutern sie, wie sie zusammengefunden haben, was sie bislang erarbeitet haben und welche positiven Impulse sie dem Unternehmen damit geben.
Michaela Mauer: Da ich schon lange mit Richard Peschick-Kausek zusammenarbeite und er Leiter des größten ipcenter-Standorts ist, habe ich ihn ins Team aufgenommen. Dazu kam meine Büropartnerin Agnes Muck, weil sie im Controlling arbeitet und daher an der Quelle sitzt, was die Zahlen angeht, die für das Projekt erhoben werden müssen. Die Kommunikation übernimmt das Marketing-Team.
Richard Peschick-Kausek: Gerade diese Mischung des Teams macht unsere Arbeit interessant und dynamisch, weil jede:r einen anderen Blickwinkel hat. Wir lernen viel voneinander, sind uns aber in der Sache total einig.
Agnes Muck: Ich bin für die Datenerhebung zuständig, weil ich Einblick in den Einkauf und damit in alle Bestellungen und Rechnungen habe. Wir haben uns zum Beispiel unseren Energieverbrauch angesehen und erhoben, welche Geräte wir im ipcenter haben. Mit etwa 60 Prozent stammt ein großer Teil unseres EDV-Equipments, vor allem Monitore und Rechner, aber auch Handys, aus zweiter Hand, was im Sinne der Nachhaltigkeit sehr positiv ist.
Richard Peschick-Kausek: Was den Energieverbrauch angeht, prüfen wir gerade, ob es sinnvoll ist, Bewegungsmelder in den Gängen und auf den Toiletten zu installieren, damit das Licht nur dann brennt, wenn es benötigt wird. Am Standort Breitenfurter Straße haben wir monatlich die Zählerstände abgelesen und verglichen. Man sieht genau, in welchen Stockwerken viele Stromfresser wie Computer, Waschmaschinen und Föhns verwendet werden.
Michaela Mauer: Die Energieeffizienzklassen der Geräte entsprechen bereits einem sehr hohen Standard. Wir haben aber mit den Teams der Friseur:innen und Kosmetiker:innen für die Überbetriebliche Lehrausbildung zum Beispiel über den Umgang mit Handtüchern gesprochen, um die Anzahl notwendiger Maschinen-Waschgänge zu reduzieren. Frühzeitige Kommunikation mit Mitarbeiter:innen ist essenziell, um alle mit an Bord zu haben. Mögliche Maßnahmen müssen immer an die Rahmenbedingungen im ipcenter angepasst werden.
Richard Peschick-Kausek: Der Mitarbeiter:innen-Faktor ist überhaupt ganz wichtig im CSR-Konzept. CSR basiert auf den drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Da wir ein Dienstleistungsunternehmen sind, hat unsere Wesentlichkeitsanalyse ergeben, dass wir einen besonderen Fokus auf den sozialen Aspekt legen sollten, insbesondere auf den Mitarbeiter:innen-Faktor. Mitarbeiter:innen, die sich in einem positiven und wertschätzenden Umfeld wahrgenommen fühlen, tragen aktiv zum Erfolg des CSR-Konzepts bei. Es geht also nicht nur darum, die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter:innen zu verstehen, sondern auch darum, ihre Motivation und Zufriedenheit zu steigern, was letztlich die Umsetzung des gesamten CSR-Konzepts unterstützt.
Michaela Mauer: Zu Mobilität gibt es daher jetzt eine Befragung: Wie kommt eine Person in die Arbeit? Wie lange ist sie unterwegs? Verbindet sie mit ihrem Arbeitsweg auch andere Wege?
Agnes Muck: Unter den sozialen Aspekt fällt aber auch die Mitarbeiter:innen-Fluktuation.
Michaela Mauer: Mitarbeiter:innen sind eine wichtige Ressource für das Unternehmen und deshalb sollte die Fluktuation möglichst geringgehalten werden, wozu zum Beispiel Unterstützung in schwierigen privaten Situationen, die sich auf das Arbeitsleben auswirken können, beiträgt. Wir haben uns daher mit dem Konzept der betrieblichen sozialen Arbeit beschäftigt, das bislang in Österreich kaum bekannt ist. Alois Huber, ein Experte der Fachhochschule St. Pölten, hat uns bei diesem Thema beraten.
Richard Peschick-Kausek: Die betriebliche soziale Arbeit ist noch umfassender und breiter gefächert als die Tätigkeit eines Betriebsrats. Durch Sozialarbeit im Betrieb sollen zum Beispiel auch Lösungen für private Probleme gefunden werden, die unter Umständen zu häufigen Krankenständen führen und sich damit negativ auf die Arbeitsleistung auswirken. Auch mögliche psychische Belastungen, die durch die Arbeit entstehen, können damit besser abgefedert werden.
Michaela Mauer: Betriebliche Sozialarbeit ist eine schnelle Anlaufstelle, die auch während der Arbeitszeit genutzt werden kann, wenn’s wirklich brennt.
Richard Peschick-Kausek: Die Mitarbeiter:innen waren es auch, die das Thema Mülltrennung aufgebracht haben. Wichtig ist, dass entsprechende Container zur Entsorgung vorhanden sind, es also zum Beispiel für den getrennt gesammelten Bio-Müll auch eine Bio-Tonne im Haus gibt. Da sind wir jetzt auf einem guten Weg. Dabei ist es uns wichtig, an allen Standorten ein einheitliches Konzept umzusetzen. Unsere Medienlehrlinge helfen uns, indem sie Vorlagen von der MA 48 mit Hilfe von Piktogrammen und Bildern so gestalten, dass sie ans ipcenter angepasst werden und man sofort sieht, welcher Abfall in welchen Behälter gehört. Das setzen wir konkret um, denn wir sind uns bewusst, dass sich in einem Unternehmen wie unserem, das Bildung bereitstellt, ganz viel bewirken lässt. Wenn ich täglich viele Stunden an einem Ort verbringe, an dem der Müll getrennt wird, mache ich das auch viel eher zu Hause. Wir haben also eine Lenkmöglichkeit, aber nur dann, wenn wir es auch vorleben.
Michaela Mauer: Ein weiterer Aspekt von CSR ist die Verantwortung des Unternehmens für die Gesellschaft. Durch seine tägliche Arbeit im Bereich Aus- und Weiterbildung leistet das ipcenter bereits einen sehr wichtigen Beitrag dazu. Eine Überlegung wert sind weitere karitative Projekte in der Art unserer Spendenaktion für die Hochwasseropfer oder unserer Beteiligung am Salon Sozial der Volkshilfe Community Work, wo sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche gratis Haarschnitte von Profis erhalten.
Michaela Mauer, 45 Jahre: Die Arbeit an dem Projekt hat mich dazu angeregt, manches intensiver zu durchdenken. Nachhaltigkeit ist mir auch privat sehr wichtig. Wir haben nur ein Auto für vier Personen und in der Woche bin ich ausschließlich öffentlich unterwegs. Ich versuche, so viel wie möglich regional einzukaufen.
Agnes Muck, 24 Jahre: Ich beschäftige mich auch in meiner Masterarbeit „Kreislaufwirtschaft im Controlling und in der Nachhaltigkeitsberichterstattung“ mit CSR, wobei es dort um Produktionsunternehmen geht. Im Vergleich zum Dienstleistungsbereich gibt es dort noch viel mehr Hebel, an denen angesetzt werden kann.
Richard Peschick-Kausek, 56 Jahre: Bei uns zu Hause gibt es keine spanischen Tomaten, keine peruanischen Trauben und auch keinen marokkanischen Salat. Wir kaufen höchstens einmal etwas aus Italien. Wenn wir kein Licht brauchen, drehen wir es ab, um Strom zu sparen, denn was ich nicht verbrauche, muss ich auch nicht ausgeben.
Weitere Beiträge zu diesem Thema

Auch Mülltrennung kann Bildung sein
6. März 2025

Outplacement: der Erfolg kommt mit der Vermittlung
12. September 2024

Dank viel Praxis denken Lehrlinge schnell wie Profis
6. Dezember 2023

Yogamatten entstauben und mitmachen
23. November 2023