Burnout-Früherkennung für Menschen in Gesundheitsberufen

Ob niedergelassene Allgemeinmedizinerin oder Pflegefachkraft in einem Krankenhaus: Menschen, die im Gesundheitsbereich arbeiten und sich unter immer größerem Zeitdruck ständig um Menschen und ihre Sorgen kümmern, haben ein besonders hohes Risiko, Burnout-Symptome zu entwickeln. Aber was ist „nur“ eine vorübergehende arbeitsbedingte Erschöpfung und wann weist dieses Gefühl auf einen Burnout hin? Damit Menschen in Gesundheitsberufen diese Frage künftig besser und frühzeitig selbst beantworten können, gibt es ein neues internationales Projekt, an dem ipcenter beteiligt ist. Es heißt „Mental Resilience and readiness of healthcare professionals through effective management of the BurnOut effect”, kurz MERR, und wird von Erasmus+ gefördert, dem EU-Programm für die allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport.

„Bei EU-Projekten soll immer die Perspektive unterschiedlicher Länder einfließen”, erklärt Olivia Schabowski, die das Projekt für ipcenter koordiniert. Insgesamt stellen sechs Kooperationspartner aus drei EU-Staaten sicher, dass möglichst viele verschiedene Aspekte abgedeckt werden. In einem ersten Schritt beschäftigt sich Olivia Schabowski damit, die Zahl der von Burnout Betroffenen in Österreich zu ermitteln und herauszufinden, welche Tools zur Früherkennung, etwa von der Arbeiterkammer oder der Wirtschaftskammer Österreich, es bereits gibt. Bis Ende März 2025 stellt sie dann Best-Practice-Beispiele zusammen, also solche Instrumente, die sich in der Praxis zur Erkennung von und Selbsthilfe bei Burnout bereits gut bewährt haben.

Nach Vorliegen der Ergebnisse wird es noch eine Zielgruppen-Befragung, für die Olivia Schabowski geeignete Personen in Österreich auswählen wird. Der griechische Partner wird auf Basis der erhobenen Anforderungen Tools (eine App, Videos und/oder eine Web-Plattform) entwickeln, die von Expert:innen von ipcenter evaluiert und verbessert werden. Schließlich pflegen die Partner ihre länderspezifischen Inhalte ein und testen die Tools wobei Relevanz, Wortwahl und Darstellung im Vordergrund stehen.

Foto von ipcenter Mitarbeiterin Olivia Schabowski„Das Coole an diesem Projekt ist, dass mit der TU Dortmund eine Universität beteiligt ist, die im Vorfeld bereits relevante Studien zu dem Thema durchgeführt hat“, sagt Olivia Schabowski, die seit November 2023 zum Team des ipcenters gehört und mehrere Erasmus+-Projekte betreut. Die Zusammenarbeit mit ihren Kolleg:innen vor Ort schätzt sie ebenso wie die Möglichkeit, für ihre Tätigkeit auf Reisen zu gehen. „Mir gefällt der interkulturelle Austausch und ich mag es, dass meine Arbeitssprache Englisch ist.“

Für das internationale Projektmanagement sei einerseits kulturelle Sensibilität nötig, also das Verständnis dafür, dass es anderswo andere Prioritäten gibt. Andererseits brauche es aber auch Durchsetzungsfähigkeit, um gute Ergebnisse den eigenen Anforderungen entsprechend zu erzielen. Viele Dinge gleichzeitig erledigen und gut organisieren zu können seien ebenfalls wichtige Voraussetzungen, meint die 30-Jährige. „Außerdem finde ich es toll, dass die Arbeit so abwechslungsreich ist, dass ich viel recherchiere und koordiniere und auch viel Verantwortung übernehme.“

Wie die Instrumente zur Stresserkennung und -bewältigung letztlich aussehen, wird sich am Ende der fast zweijährigen internationalen Zusammenarbeit zeigen, die im Juni 2026 abgeschlossen sein soll. „Ich halte dieses Projekt für sinnvoll, weil Burnout zwar eine häufige Erkrankung ist, wir ihr aber noch nicht genügend Beachtung schenken. Oft wird sie deshalb zu spät erkannt“, sagt Olivia Schabowski. Sie hofft, dass die länderübergreifende Entwicklung von Instrumenten zur Ermittlung und Bewältigung von Stress nicht nur ermöglichen wird, ein Burnout bei Menschen im Gesundheitsbereich früher zu erkennen und zu behandeln, sondern darüber hinaus auch anderen Zielgruppen zugutekommen wird.