Deutsch lernen mit Spaß und Ziel

Es gibt deutsche Wörter, die Yeva Naumenko zum Lächeln bringen. Eines ihrer Lieblingswörter ist „Kakerlake“: „Ich finde, dass die Bezeichnung für dieses Tier sehr lustig klingt.“ Amüsant sei es auch, Wörter auszusprechen, die aus dem Französischen stammen, „Engagement“ oder „Balkon“ zum Beispiel: „Ich fühle mich dann so ähnlich wie die hustende Katze aus diesem bekannten Meme.“ Verwirrt sei sie manchmal bei ähnlich klingenden Adjektiven wie „aufregend“, „anstrengend“ und „aufgeregt“. Kein Wunder, dass da Bedeutungen durcheinandergeraten können!

Die 21-jährige Ukrainerin, die 2022 vor dem Krieg in ihrer Heimat floh und nun im Bezirk Mistelbach zu Hause ist, hat ihren Spaß beim Deutschlernen, doch das heißt nicht, dass sie ihr Ziel, die Sprache sehr gut zu beherrschen, auf die leichte Schulter nimmt. Sie erinnert sich noch sehr gut an ihre ersten Monate in Österreich, die alles andere als einfach waren. „Als ich ankam, konnte ich kein Wort Deutsch! Zum Glück hat mein Freund Verwandte hier, bei denen wir wohnen konnten. Sie haben uns bei Arztbesuchen und zu Ämtern begleitet, aber es war mir ziemlich unangenehm, dass sie ihre Zeit für uns opfern mussten.“

Daher setzt Yeva jetzt alles daran, Deutsch zu lernen. Nach einem A1- und einem A2-Kurs kam sie im Jänner 2024 ins ipcenter, wo sie einen viermonatigen B1-Kurs begann und begeistert von ihren beiden Deutschtrainer:innen Ramin Hekmeti und Josefa Teodora Koleva war. „Ramin hat sehr gute Grammatikkenntnisse und konnte uns alles bis ins kleinste Detail erklären. Da er die Sprache selbst von Grund auf gelernt hat, profitierten wir auch von seinen persönlichen Erfahrungen.“ Besonders schätzte es Yeva, dass ihr Lehrer die Theorie immer wieder mit praktischen Beispielen veranschaulichte, wobei für sie vor allem die Themen Geld und Gesetze spannend waren. „Er hat aus seiner eigenen Erfahrung berichtet oder wichtige Informationen ergänzt, die nicht im Lehrbuch standen.“

Yevas Handnotizen in dem Buch was verbrigt Cara WinterIm letzten Monat des Kurses übernahm Josefa Teodora Koleva das Ruder. „Sie ist eine unglaublich warmherzige, geduldige, qualifizierte und fröhliche Lehrerin!“, schwärmt Yeva und erinnert sich, dass die Zeit im Unterricht wie im Flug verging. „Teodora hat uns in nur einem Monat perfekt auf die Prüfung vorbereitet und erklärt, worauf wir achten sollen.“

Dank der Tipps ihrer beiden Deutschtrainer:innen erreichte Yeva ebenso wie ihr Freund Danylo Makhmudov, der mit ihr gemeinsam am Kurs teilgenommen hat, bei den Prüfungsaufgaben fast immer die Höchstpunktzahl. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn auch außerhalb des Kurses nutzt Yeva jede Gelegenheit, um Deutsch zu lernen, und stöbert zum Beispiel in offenen Bücherschränken nach spannender und sprachlich leichter Lektüre. Auf ihrem Nachttisch landeten auf diesem Weg Ratgeber wie „Die Glückstrainer“ von Ella Kensington oder Jugendbücher wie der im Carlsen Verlag erschienene Internatsroman „Was verbirgt Cara Winter?“ von Annika Harper. Yeva, wie sie in der Bahn lernt und liestAnfangs schrieb sie die Übersetzungen der deutschen Wörter noch mit Bleistift zwischen die Zeilen, aber das passiert immer seltener. Noch ein Tipp der ehrgeizigen Ukrainerin: Fahrten mit Bahn und Bus nutzen! „Ich habe keine Zeit verschwendet und unterwegs Deutsch gelernt.“

Idealerweise möchte Yeva das C1-Niveau erreichen – nicht nur, um sich in der österreichischen Gesellschaft „so sicher und ungezwungen wie möglich“ zu fühlen, sondern auch, weil dadurch ihre Chancen steigen, eine gute Ausbildung zu absolvieren. Momentan studiert sie online Informatik an einer ukrainischen Universität, aber ihre berufliche Zukunft sieht sie in einem ganz anderen Bereich. „Vielleicht klingt das dumm, aber ich würde viel lieber im sozialen Bereich arbeiten und Menschen helfen, anstatt am Computer zu sitzen.“

Was es aus Trainer:innen-Sicht braucht, um Menschen die schwierige Sprache Deutsch so näherzubringen, dass das Lernen sogar Spaß macht, erzählen Josefa Teodora Koleva und Ramin Hekmeti im nächsten Beitrag.